Cevi Militär Service – Engagiert für Dienstpflichtige

von Felix Furrer

Seit über einhundert Jahren engagiert sich der Cevi Militärservice für Dienstpflichtige. Wie er das macht? Wir haben mit Daniel Früh dem Geschäftsführer gesprochen.

Wie entstand der Cevi Militärservice?

Daniel: Unsere Wurzeln gehen auf das Jahr 1856 zurück. Der noch junge CVJM sah die Not der damals mobilisierten 45’000 Soldaten. Sie öffneten im bitterkalten Winter ihre Lokale und boten heisse Getränke, Gespräche und andere Kleinigkeiten an. Diese Idee wurde weiterentwickelt. 1913 wurde die Militärkommission des CVJM gegründet. Die Organisation blickt auf eine lange Tradition und viele Anpassungen zurück.  Wie damals geht es auch heute darum Bedürfnisse zu kennen und rasche, nachhaltige Lösungen anzubieten. Meines Wissens sind wir in der weltweiten Cevi-Bewegung einzigartig.

Was bietet ihr aktuell an?

Daniel: Besonders hervorheben möchte ich unseren Beratungsservice. Waren es im 2022 insgesamt 334 Kontakte zählten wir im 2023 total 692 Kontakte beziehungweise160 Beratungsstunden. Dazu kommen Abklärungen in den medizinischen, psychologischen oder rechtlichen Angelegenheiten. Wir verstehen uns als Ergänzung zu den armeeeigenen Stellen. Zu diesen pflegen wir gute und wohlwollende Kontakte, insbesondere auch zur Armeeseelsorge.

Rege genutzt wird auch das Angebot von Bibeln und religiösen Schriften. 2023 wurden über 3’300 Artikel ausgeliefert. Wir liefern ausschliesslich auf Bedarf hin, sei es an Armeeseelsorger oder einzelne Dienstleistende.

Erstaunlich ist auch der Bedarf an unseren Papeterie-Artikeln. Im vergangenen Jahr wurden 103’000 Couverts, 16’000 Briefbogen, 33’000 Schreibkarten und über 12’000 Kugelschreiber bestellt.

Zudem finanzieren wir individuelle Freizeitprojekte in Kasernen oder bei der Truppe direkt. Ein Beispiel, damit du eine Vorstellung hast; Beim Besuch in Kloten sind mir im Verpflegungssaal zwei TV-Bildschirme aufgefallen, die so breit wie tief waren, uralte Kisten. Sie funktionierten schon lange nicht mehr. Innerhalb von zwei Wochen lieferten wir einen grossen Flachbildschirm. Nun können die Nutzer zum Beispiel wieder gemeinsam ein Championsleague-Spiel verfolgen. Wir bieten aber auch soziale Hilfe für in Not geratene. So beherbergen wir beispielsweise obdachlose Dienstleistende, auch in Zusammenarbeit mit dem CEVI Zürich.

Unser Soldatenhaus auf dem Waffenplatz Airolo ist ein Begegnungslokal, das viele Absolventen der Sanitätsschule besuchen und schätzen.

Wie erreicht ihr die Dienstpflichtigen?

Daniel: Die Armee hat zwei RS-Zyklen pro Jahr. Das bedeutet für uns, dass alle sechs Monate 6000 bis 8000 neue potenzielle Ansprechpartner. Unsere Dienstleistungen bewerben wir über verschiedenste Kanäle, um nur einige zu nennen:

  • Informationen an Kaderschulen, teilweise haben wir ein Zeitfenster für Informationen und Schulungen erhalten.
  • Netzwerke zu verschiedenen Kommandanten, die ihrerseits Rekruten informieren.
  • Plakate
  • Unsere App “iSdt” ist ein wichtiges Mittel, wir bauen sie laufend aus und bewerben sie über Instagram. Mit 6000 Downloads erreichen wir viele Dienstleistende.
  • Unsere Kampagnen im Internet führen ebenfalls zu vielen Kontakten.
  • An der Connected 2023 konnten wir uns zum ersten Mal einem breiten Publikum präsentieren. Es war sehr eindrücklich mit einigen der 90’000 Besucher ins Gespräch zu kommen. Der CEVI war vielfach ein Thema.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?

Daniel: Meine Arbeitstage sind sehr abwechslungsreich. Administrative Aufgaben, die zur Führung einer Stiftung gehören, sind grundlegend. Planen kann ich sie grundsätzlich nicht, weil Beratungsgespräche dann anfallen, wenn sie benötigt werden. Viel Zeit verwende ich für Repräsenstationsaufgaben und Aufgaben, die mit sozialen Dienstleistungen verbunden sind.

Am Mittwoch sind wir jeweils 13:00 bis 23:30 Uhr erreichbar. Einen Überblick über die weiteren Öffnungszeiten findest du hier.

Wie seid ihr organisiert?

Daniel: Vertraulichkeit ist die Grundvoraussetzung für unsere Tätigkeiten. Mein Arbeitspensum beträgt 100%, meist ist es mehr. Für die Beratung von Rekrutinnen kann ich bei Bedarf auf zwei weibliche Beraterinnen zurückgreifen. Als Stiftung verfügen wir über einen Stiftungsrat und einen Ausschuss. Diese Personen sind sehr engagiert und eine grosse Hilfe.

Unsere Unabhängigkeit ist uns sehr wichtig. Trotzdem arbeiten wir falls nötig mit internen Stellen in der Armee zusammen. Oft können wir, immer in Absprache mit den Betroffenen, mit dem Sozialdienst, der Armeeseelsorge oder dem Pädagogisch-Psychologischen-Dienst rasche und effiziente Lösungen treffen. Wir verstehen uns als Ergänzung. Salopp gesagt, wir sind dann zuständig “wenn die Uniform zu eng wird”, die Betroffenen nicht mit einer militärischen oder offiziellen Person sprechen möchten.

Wie kann man mit euch in Kontakt treten?

Daniel: Wir verfügen über ein Telefonhotline, und einen rege benutzte Chat-Funktion auf unserer Homepage. Zeitweise führe ich auch Gespräche auf unserer Geschäftsstelle in Zürich.

Wie kann man euch unterstützen?

Daniel: Auch wir leben von Spenden und sind sehr bedacht, diese optimal einzusetzen. Zudem suchen wir noch freiwillige Mitarbeiter.

Gibt es wünsche an den Cevi als Jugendorganisation?

Daniel: Ideal wäre es, wenn jede Cevianerin und jeder Cevianer weiss, dass er im Falle von Problemen mit Dienstleistungen mit unserer Hilfe rechnen kann.

Besten Dank für das Interview & weiterhin viel Freude und Erfolg in deiner Tätigkeit für die Dienstpflichtigen

Portrait Daniel Früh

Daniel Früh wohnt zusammen mit seiner Frau Claudia in Volketswil. Er hat drei erwachsene Kinder. Vor seiner Tätigkeit beim CEVIMIL arbeitete er in verschiedenen Funktionen in der Privatindustrie. Jahrelang war er in der Jugendarbeit tätig und hat sie als sehr bereichernd erlebt. Antreffen könntest du ihn auch auf einem Bike Trail oder an einem Volkslauf

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